Vorbemerkung: Der Begriff OEM (Original Equipment Manufacturer) wird im Folgenden für Komponentenlieferanten, Maschinenbauunternehmen sowie Integratoren synonym verwendet, da all diese aus Sicht eines Betreibers die „Ausrüster“ darstellen. In der Praxis haben viele Firmen ohnehin eine Mehrfachrolle/Mischform in der genannten Kategorisierung, worauf hier jedoch nicht weiter eingegangen werden soll, da der Fokus auf „Ausrüstern“ im Allgemeinen liegt.
Im ersten und zweiten Teil dieser Beitragsserie erfahren Sie mehr über die Ausgangsituation und dem grundlegenden Projektaufbau:
Teil 1: ondeso OEM Pilotprojekt: Ausgangssituation der Ausrüster
Teil 2: ondeso OEM Pilotprojekt: Aufbau und Methodik
In diesem dritten und letzten Teil soll nun auf die jeweiligen Use Cases sowie deren praktische Umsetzung eingegangen werden.
Automatische Rechnerinstallation und -konfiguration
Ein immer wiederkehrender Prozess ist die Rechnerinstallation und -konfiguration. Ziel war es den bisher zeitaufwändigen, manuellen Prozess an dieser Stelle abzulösen und so weit wie möglich zu automatisieren. Dies soll die monotone und teils fehleranfällige manuelle Handhabung bestenfalls eliminieren, um die so frei gewordenen Ressourcen anderweitig sinnvoller einsetzen zu können.
Des Weiteren sollen dadurch reproduzierbare Ergebnisse erzielt werden, welche ebenfalls lückenlos dokumentiert sind – unabhängig von der ausführenden Person. Das sollte ebenfalls vollständige Transparenz für den Kunden schaffen und eine saubere Übergabe ermöglichen, indem während der gesamten Lebenszeit des Systems eine Art „Akte“ mitgeführt wird bei der alle vorgenommenen Änderungen dokumentiert wurden. Eine einfache Wiederherstellung des Auslieferungszustands sowie eine Sicherung dieses bei Übergabe wird somit auch problemlos möglich.
Dies konnte dadurch erreicht werden, dass die notwendigen Programminstallationen sowie Konfigurationsänderungen in sogenannte „Operations“ überführt wurden. Diese dienen in ondeso SR dazu wiederkehrende Abläufe zu automatisieren und können als wiederverwendbare Bausteine angesehen werden, welche sich beliebig kombinieren lassen. Durch die Kombination verschiedener Operations entsteht ein sogenanntes „Installation and Configuration Package“ (ICP), welches die vollständig automatische Konfektionierung der IT-Systeme erlaubt.
Dazu wurde in enger Abstimmung mit den Wissensträgern des Teilnehmers vorhandenes Fachwissen aus diesem Bereich in die Operations überführt und somit ebenfalls direkt dokumentiert und in diversen Testläufen verbessert und optimiert. Anfänglich wurden dazu virtuelle Maschinen genutzt, um schnell erste Ergebnisse erzielen zu können, die finalen Fassungen wurden jedoch ebenfalls auf den physikalischen Zielsystemen erprobt.
Automatische Inventarisierung der installierten Software Komponenten im Feld
Einen weiteren Anwendungsfall sollte der oft beschworene Soll/Ist Vergleich von Maschinen im Feld darstellen. Dieser ist wie bereits erwähnt nur eine Art „Vorstufe“ zum geplanten „Online Software Deployment on demand“, stellt jedoch für sich genommen ebenfalls schon einen Mehrwert da, da Abweichungen einfach erkannt und adressiert werden können – Stichwort „Self/Risk Assessment“. An diesem Beispiel kann die Schwierigkeit in der Abstimmung zwischen Hersteller und Betreiber gut illustriert werden. Nachdem die Maschine / Anlage vom Hersteller an den Betreiber geliefert wurde und alle Übergaben abgeschlossen sind, wechselt diese meist auch in das Eigentum des Betreibers und somit in seine Verwaltungshoheit. Dadurch erhält der Hersteller im Anschluss typischerweise nur noch punktuelle Einblicke über die weitere Handhabung der IT-Komponenten innerhalb der Maschine, wenn diese beispielsweise vom Field Service bei regelmäßigen Wartungen überprüft und ggf. auf neue Programmversionen aktualisiert werden. Welche Änderungen sich jedoch in der Zwischenzeit am System ergeben haben bleibt meist unklar und diese stellen ein entsprechendes Risiko für die weitere Betreuung des Systems dar. Mancherorts werden beispielsweise von den Betreibern Virenscanner verwendet oder weitere Tools aufgespielt, um die Rechner verwalten zu können oder diese zusätzlich abzusichern – Stichwort: „Application Whitelisting“.
Unter diesen veränderten Rahmenbedingungen wurde die ursprünglich auf der Maschine vorhandene Software zur Steuerung des Herstellungsprozesses aber typischerweise nicht erprobt und es können unvorhergesehene Komplikationen im täglichen Betrieb auftreten. Sei es, dass durch das Update von Pattern des jeweiligen Virenscanners ein produktionswichtiger Prozess in dessen Visier gerät oder eine bestimmte Applikation nicht in das Whitelisting aufgenommen wurde, welche jedoch in manchen Situationen explizit benötigt wird.
Um Fehler solcher Art zu vermeiden, wäre es für Hersteller natürlich interessant, welche Änderungen an den jeweiligen Systemen während ihrer Auslieferung und Übergabe an den Betreiber vorgenommen wurden, um diese veränderten Rahmenbedingungen ebenfalls mit in Betracht zu ziehen oder zumindest über diese informiert zu sein. Allzu oft führt dieser Informationsmissstand jedoch dazu, dass Hersteller die nachträgliche Veränderung der Systeme gänzlich untersagen unter Androhung von Garantieverlusten um möglichem Fehlverhalten der Maschine / Anlage vorzubeugen. Das wiederum kollidiert jedoch teilweise mit den Compliance Richtlinien der jeweiligen Betreiberunternehmen, nach denen jede IT-Komponenten nach gewissen Mindeststandards abgesichert werden muss.
Durch die Aufbereitung des Soll/Ist Zustands kann dem aktiv entgegengewirkt werden und sich auf dieser Basis mit klarer Datenlage über konkrete Lösungen unterhalten werden. Ansonsten drohen Plattitüden à la „es wurde nichts am System verändert seit der letzten Wartung, die Maschine funktioniert jedoch nun nicht mehr ordnungsgemäß“.
Das Ziel wurde dadurch erreicht, dass über den bereits beschriebenen „Operations“ Mechanismus in ondeso SR eine Routine erstellt wurde, welche lokale Dateien auf allen betreffenden Maschinen analysiert und diese Informationen in die zentrale Datenbank zurückmeldet und man so eine Übersicht des Zustands aller verwalteten Geräte erhält. Dieser kann auf Wunsch auch in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden, um über mögliche Änderungen stets informiert zu sein.
Lastabhängige Softwareverteilung
Einen aufbauenden Schritt auf den beschriebenen Soll/Ist Vergleich stellt die lastabhängige Softwareverteilung dar. Bei dieser war die Vorgabe entsprechende Dateien für Programmaktualisierungen auf alle Maschinen zu verteilen unter der Maßgabe, dass die Übertragung selbst den Produktionsprozess nicht negativ beeinflusst. Eine negative Beeinflussung wäre beispielsweise die Belegung von verfügbarer Bandbreite für die Übertragung der Updatedateien, statt diese für den Produktionsprozess selbst zu reservieren und zu nutzen.
Bis dato wurden solche Aktualisierungen über Wechseldatenträger bei den sonst üblichen Wartungsarbeiten an der Maschine ausgebracht, welche jedoch eher langen Serviceintervallen folgten. Dieser Prozess sollte nun insofern verbessert werden, als das die möglichen Aktualisierungen jeweils im Hintergrund bereitgestellt werden und im Fall eines Updatewunsches von Seiten des Betreibers bereits an Ort und Stelle bereitstehen und genutzt werden können und nicht erst in diesem Moment bereitgestellt werden müssen.
Des Weiteren wurden für die manuelle Bereitstellung aufgrund des fehlenden Wissens über den Softwarestand auf der Maschine jeweils alle möglichen Pakete mitgeliefert statt einer speziellen Auswahl derer, die wirklich benötigt werden. Dies kann nun ebenfalls mit in Betracht gezogen werden und somit sowohl die nötige Bandbreite bei der Übertragung als auch der Speicherplatzverbrauch am Zielsystem entsprechend optimiert werden.
Somit kann die Maschine bei Bedarf jederzeit auf den jeweils aktuellen Softwarestand aktualisiert werden, ohne zuvor die Updates über Drittspeicherquellen bereitstellen zu müssen. Dies erlaubt es softwaretechnische Neuerungen wesentlich schneller und zielgerichteter an ihren Bestimmungsort zu transportieren und ermöglicht es somit Aktualisierungen in kürzeren Zyklen bereitzustellen.
Aus den umgesetzten Anwendungsfällen lässt sich erkennen, dass in kürzester Zeit praktische Erfahrungen gesammelt wurden und zu sichtbaren und verwendbaren Ergebnissen geführt haben. Dabei war der eingesetzte Aufwand sowohl personal- als auch kostentechnisch überschaubar. Es konnten ansonsten personalintensive, regelmäßige Tätigkeiten reduziert werden, was wiederum mehr Zeit und Energie für andere Projekte schafft und weitere Verbesserungen des Ablaufs erlaubt. Auch wurde auf dem Weg der Umsetzung einige Unwegsamkeiten technischer Natur erkannt, zum Teil auch schon gebannt oder sind zumindest in ihrer Tragweite wesentlich besser einzuschätzen und können nun konsequent ausgeräumt werden.
Neben dem allgemein guten Einstieg in das Thema hat sich außerdem ein gewisser Erfahrungsaustausch zwischen den Firmen ergeben, welcher auch für die Zukunft beibehalten werden soll, denn “wir alle sitzen im gleichen Boot”.
Abschließend lässt sich sagen, dass man das Thema IT Management in der Industrie und v.a. im Maschinen- und Anlagenbau annehmen kann, sinnvolle Herangehensweisen klären und dann einfach ausprobieren sollte. Dadurch konnten durchweg positive Ergebnisse und Erfahrungszugewinne erzielt werden. Die genutzte Methodik des „Design Thinkings“ hat sich hierbei ebenfalls als praxistaugliches Werkzeug bewiesen und erlaubt es sich der durchaus sehr komplexen Thematik schrittweise zu nähern, sodass auch Zwischenerfolge gefeiert werden können.
Die Erkenntnis auf Seiten ondeso lautet jedenfalls:
Es ist keine unlösbare Aufgabe, sondern eher eine spannende Herausforderung. Lasst sie uns anpacken!
HOMAG
HOMAG ist der globale Partner der holzbearbeitenden Industrie mit führenden Maschinen und Anlagen, ergänzt durch bahnbrechende digitale Lösungen. Unser Produktportfolio garantiert mit seinem modularen Aufbau und dem hohen Grad an Automatisierung eine zukunftssichere industrielle Produktion. Ob Einstiegsmaschine oder passende Komponenten für die Ergänzung der Werkstatt, wir begleiten Schreiner und Tischler in eine erfolgreiche Zukunft. Hochpräzise Maschinen und modernste Technologien für holzbearbeitende Betriebe jeder Größe – Software und Service inklusive.
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GOEBEL IMS ist weltweit führender Anbieter von Rollenschneidmaschinen für die Verarbeitung von Papieren und Kartons, Zigarettenpapieren, Verpackungs- und Industriefolien, Aluminiumfolien, aseptischen Verpackungen und anderen Spezialmaterialien. Das Produktprogramm umfasst Rollenschneidmaschinen, Wickelmaschinen und Inspektionsmaschinen für den Herstellungs- und Verarbeitungsprozess sowie Inspektions- und Spindelmaschinen für die Weiterverarbeitung. Die Entwicklung und Herstellung erfolgten an den Produktionsstandorten in Deutschland und Italien.
ondeso
ondeso entwickelt Software speziell im Umfeld von Industrie 4.0 und Digitalisierung. Dabei werden unsere Kunden, vom Mittelstand bis zum Konzern, speziell in den Bereichen IT-Betriebsmanagement und Security in der Produktion unterstützt. Sowohl Anlagenbetreiber wie auch Maschinen- und Anlagenbauer vertrauen seit Jahren auf ondeso Produkte, welche branchenneutral und über die gesamte Breite der Produktionssysteme und -verfahren hinweg einsetzbar sind. Ob Leitsystem, HMI oder Steuerung – ondeso managt den Lifecycle von Industrie-PCs und bietet passgenaue Produkte auf höchstem technologischen und konzeptionellen Niveau – 100% made in Germany.
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